Gesundes Aufwachsen für alle Kinder

office@kinderjugendgesundheit.at

29.09.2025

Presseaussendung: Kinderschutzkonzepte müssen gelebte Praxis sein und raus aus der Schublade

Die Österreichische Kinderliga unterstützt Organisationen bei der Erstellung ihres passgenauen Kinderschutzkonzepts, damit Kinder nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich vor Missbrauch und Übergriffen geschützt werden.

Wien, 29.9.2025 - “Kinderschutzkonzepte in mit Kindern arbeitenden Organisationen sind ein wichtiges Instrument, um institutionelle Gewalt möglichst zu verhindern“, sagt Mag.a Hedwig Wölfl, Vizepräsidentin der Österreichischen Kinderliga und Mitglied der unabhängigen Kommission zu SOS Kinderdorf. „Ein funktionierendes Kinderschutzkonzept ist aber kein Papier, das in einer Lade verstaubt, sondern ein professionell gesteuerter Entwicklungsprozess, der alle Ebenen der Organisation erfasst. Die Kinderliga stellt dafür gerne ihr Know-How zur Verfügung.“

Schutzkonzepte nur dann wirksam, wenn sie von allen getragen und aktiv gelebt werden

Aus aktuellem Anlass stellt sich die Frage, wie viele Organisationen ein Kinderschutzkonzept haben und wie dieses in der Praxis umgesetzt wird. Eine Umfrage der Kinderliga aus dem Jahr 2024 unter ihren mehr als 120 Mitgliedsorganisationen ergab, dass nur noch 9 % der an der Befragung teilnehmenden Organisationen kein Kinderschutzkonzept hatten – ein beeindruckender Fortschritt im Vergleich zur ersten Erhebung 2017, bei der über 80 % angaben, noch kein Konzept zu besitzen.

Wir freuen uns, dass die Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten von vielen Organisationen erkannt wird und Schutzkonzepte erstellt werden. Diese sind aber nur dann wirksam, wenn sie nicht als Papier in der Lade landen, sondern von allen getragen und aktiv gelebt werden“, sagt Mag.a Angelika Heumader-Rainer, Geschäftsführerin der Österreichischen Kinderliga. Besondere Bedeutung sei der regelmäßigen Evaluierung von Kinderschutzkonzepten beizumessen. Eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung der Konzepte seien laut Kinderliga essenziell, um sie lebendig und wirkungsvoll zu halten.

Erstellung von Kinderschutzkonzepten als partizipativer, bewusstseinsbildender Prozess

Zur Entwicklung eines Kinderschutzkonzeptes bedarf es eines internen Organisationsentwicklungsprozesses, mit klaren Zuständigkeiten, definierten Abläufen und Maßnahmen, die sowohl präventiv wirken, etwa bei der Personalrekrutierung, wie auch Schutz für die betroffenen Kinder im Gefährdungsfall bieten. Ein Kinderschutzkonzept ist das Produkt eines partizipativ ausgerichteten, organisationsinternen Prozesses, der den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt in den Mittelpunkt stellt und drei zentrale Bereiche adressiert: Bewusstseinsbildung & Sensibilisierung - Prävention – Intervention. Die Rückmeldungen der Organisationen, die in den letzten Jahren ihr Kinderschutzkonzept gemeinsam mit der Kinderliga entwickelt haben, heben durchwegs den praktischen Nutzen im Sinne umfassend gestärkter Awareness und klarer Orientierung für das tägliche Tun hervor.  „Betreuungs-, Bildungs-, Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in einem gewaltfreien Umfeld zu ermöglichen ist das Ziel. Institutionelle Kinderschutzkonzepte, die gemeinsam mit allen Beteiligten entwickelt werden, sind das Mittel zu diesem Zweck“, sagt Heumader-Rainer.

Vom EU-Pilotprojekt „Safe Places“ zum Gütesiegel für Kinderschutzkonzepte: eine Erfolgsgeschichte!

Gemeinsam mit dem Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren, dem Netzwerk Kinderrechte und ECPAT Austriaist es Expert:innen der Österreichischen Kinderliga im Rahmen des EU-Projekts „Safe Places“ und dem Nachfolgeprojekt „Safe Places – Kinderschutz JETZT UMSETZEN“ mit Kinderschutzrichtlinien-Workshops, der Trainer:innen-Schulung und der Plattform Kinderschutzkonzepte gelungen, das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten für jedwede Organisation und Institution, die unmittelbar Kontakt zu Kindern und Jugendlichen hat, deutlich zu erhöhen.

Inzwischen sind Kinderschutzkonzepte etwa in vielen elementarpädagogischen Einrichtungen und an allen Schulen verpflichtend. Organisationen können für die Erstellung von Kinderschutzkonzepten um Förderung beim Bundeskanzleramt einreichen. Auf der Seite des Bundeskanzleramts steht ein Leitfaden für die Erstellung von Kinderschutzkonzepten zur Verfügung. Seit Frühjahr 2025 können Organisationen ihr Kinderschutzkonzept durch die Qualitätssicherungsstelle für Kinderschutzkonzepte überprüfen und zertifizieren lassen. 

INFOBOX – hilfreiche Anlaufstellen:

Plattform Kinderschutzkonzepte:
www.schutzkonzepte.at/ueber-schutzkonzepte

Weitere Infos der Österreichischen Kinderliga zu Kinderschutzkonzepten:
https://www.kinderjugendgesundheit.at/themenschwerpunkte/kinderschutzrichtlinien/

Kinderschutzrichtlinie der Kinderliga:
https://www.kinderjugendgesundheit.at/themenschwerpunkte/kinderschutzrichtlinien/kinderschutzrichtlinie-der-kinderliga/

Beratung und Unterstützung zur Erstellung eines Kinderschutzkonzeptes durch die Kinderliga:
office@kinderjungedgesundheit.at

Kontakt Qualitätssicherungsstelle:
www.qs-kinderschutzkonzepte.at

Förderungen zur Erstellung von Kinderschutzkonzepten:
www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/familie/begleitung-beratung-hilfe/gewalt-in-familie/foerderung-kinderschutz-und-gewaltpraevention.html

 

Rückfragehinweis:
Verena Bittner-Call
+43 650 7101373
presse@kinderjugendgesundheit.at