Soziale Gerechtigkeit
Mit dem breit gefassten Thema „soziale Gerechtigkeit“ hat sich die Kinderliga 2025 für einen Schwerpunkt entschieden, der in allen Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit zu finden ist. Gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisation widmen wir uns mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung, mit Veranstaltungen etc. in den kommenden zwei Jahren diesem Thema, fragen, was soziale Gerechtigkeit mit unserer Arbeit zu tun hat und wo wir sie einfordern können und müssen.
"Soziale Gerechtigkeit braucht Buntheit, Vielfalt und das Lachen und Freudehüpfen aller Kinder. Eine gerechte Gesellschaft ist nicht die, in der alle gleich sind – sondern die, in der Unterschiede nicht zu Nachteilen führen" (Hedwig Wölfl, Vizepräsidentin der Kinderliga).
Als Auftakt wurde ein Kinderligaforum veranstaltet und gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen zum Thema soziale Gerechtigkeit gearbeitet. Als Einstieg in das Thema möchten wir hier einen kleinen Teil des Impulsvortrags von Hanna Lichtenberger (Volkshilfe, Politikwissenschaftlerin, Historikerin) zu sozialer Ungleichheit zitieren:
"Soziale Ungleichheit ist im Kern eine Frage der Wahrscheinlichkeiten für Vermögen, Wohlstand, Gesundheit, gute Arbeit, gesundem Wohnraum, Selbstwirksamkeit, etc. [Man versteht darunter] dauerhafte Unterschiede in den Lebensbedingungen und Teilhabemöglichkeiten von Menschen, die nicht (primär) individuell begründet, sondern strukturell bedingt sind – etwa durch Herkunft, Bildung, Einkommen, Geschlecht, Wohnort, Gesundheit/Behinderung oder Migrationsgeschichte. [Soziale Ungleichheit] hat also verschiedene Dimensionen (sozialer Status, materiell-ökonomische Ressourcen, Sozio-Kulturelles) und ist durch vielfältige Macht- und Herrschaftsbeziehungen (Strukturkategorien) geprägt (Groh-Samberg et al. 2023). Ungleichheiten stehen auch in einem Wechselverhältnis zueinander und bilden eine soziale Struktur heraus, in der Kinder leben und geprägt werden. Kinder sind als Gruppe besonders vulnerabel für strukturelle Ungleichheiten, weil ihre Handlungsspielräume besonders eingeschränkt sind. Ein gelingendes Aufwachsen für alle hängt also eng mit der Frage der sozialen (Un)Gerechtigkeit zusammen. Ungleichheiten/Ungerechtigkeiten schon vor der Geburt [und deren] negative Folgen begleiten ein Leben lang und werden weiter vererbt."
Für uns bedeutet soziale Gerechtigkeit, dass alle jungen Menschen unabhängig von ihrer sozialen, wirtschaftlichen oder kulturellen Herkunft gleiche Chancen auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Das umfasst den gerechten Zugang zu Gesundheitsversorgung, Präventionsmaßnahmen und förderlichen Lebensbedingungen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei benachteiligten Gruppen, um gesundheitliche Ungleichheiten zu reduzieren und jedem Kind die bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen.
Fragen zur sozialen Gerechtigkeit sind also gesellschaftspolitische Fragen. Was ist gerecht? Was ist ungerecht? Gerechtigkeit ist Teil gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse zu welchen die Kinderliga mit diesem Themenschwerpunkt ihren Beitrag leisten möchte.