Kinderschutzstrukturen
Seit 2017 setzt sich die Kinderliga das Ziel, den Kinderschutz im Kinder- und Jugendgesundheitsbereich zu stärken. Kinderschutzkonzepte (Kinderschutzrichtlinien) sind ein wichtiger Teil des Qualitätsmanagements einer Organisation und werden zunehmend Kriterium zum Erhalt von Fördermitteln. Die Kinderliga sieht ihre Aufgabe darin, ihre Mitgliedsorganisationen bei der Implementierung bzw. zeitgemäßen Adaptierung von Kinderschutzstrukturen in der eigenen Organisation zu unterstützen.
Die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit unterstützt Organisationen bei der Erstellung ihres passgenauen Kinderschutzkonzepts, damit Kinder nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich vor Missbrauch und Übergriffen geschützt werden. Im Rahmen von Workshops und Einzelberatungen können Wissen und Materialien zur Implementierung von Kinderschutzmaßnahmen in der eigenen Organisation erworben werden.
Aktuelle Informationen und Termine finden Sie in unserem allgemeinen Veranstaltungskalender und auf der Plattform Schutzkonzepte.
„Die Workshops der Kinderliga waren ein wichtiger Auftakt und die Basis für die Entwicklung und Implementierung unserer Safeguarding Policy. Der Schutz von Kindern und schutzbedürftigen Personen hat für uns und unsere Arbeit oberste Priorität. Wir tolerieren keine Form von Gewalt, Missbrauch, Ausbeutung, Vernachlässigung oder Verletzung der Privatsphäre und Rechte von Kindern oder schutzbedürftigen Personen. Wir danken dem gesamten Team der Kinderliga sowie ECPAT für Ihre unschätzbar wertvolle und bedeutsame Arbeit!“
Nicole Villgrattner, RNI (Rote Nasen International)
Schutzkonzepte sind nur dann wirksam, wenn sie von allen getragen und aktiv gelebt werden
Eine Umfrage der Kinderliga aus dem Jahr 2024 unter ihren mehr als 120 Mitgliedsorganisationen ergab, dass nur noch 9 % der an der Befragung teilnehmenden Organisationen kein Kinderschutzkonzept hatten – ein beeindruckender Fortschritt im Vergleich zur ersten Erhebung 2017, bei der über 80 % angaben, noch kein Konzept zu besitzen.
Die Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten wird von vielen Organisationen erkannt und Schutzkonzepte werden erstellt. Diese sind aber nur dann wirksam, wenn sie nicht als Papier in der Lade landen, sondern von allen getragen und aktiv gelebt werden. Besondere Bedeutung ist der regelmäßigen Evaluierung von Kinderschutzkonzepten beizumessen. Eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung der Konzepte sind essenziell, um sie lebendig und wirkungsvoll zu halten.
"Kinderschutz darf kein „Pflichtdokument“ sein, sondern sollte gelebte Kultur werden. Unser Rat: Klein anfangen, aber kontinuierlich dranbleiben. Kinderschutz ist ein Prozess, kein fertiges Produkt. Es braucht Mut, auch unangenehme Themen anzusprechen, aber genau das schafft Vertrauen, nach innen wie außen. Und: Holt euch Unterstützung von Expert:innen, wenn Unsicherheiten bestehen. Niemand muss (und kann) das alleine machen."
Team von Kicken ohne Grenzen
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Erstellung von Kinderschutzkonzepten als partizipativer, bewusstseinsbildender Prozess
Zur Entwicklung eines Kinderschutzkonzeptes bedarf es eines internen Organisationsentwicklungsprozesses, mit klaren Zuständigkeiten, definierten Abläufen und Maßnahmen, die sowohl präventiv wirken, etwa bei der Personalrekrutierung, wie auch Schutz für die betroffenen Kinder im Gefährdungsfall bieten. Ein Kinderschutzkonzept ist das Produkt eines partizipativ ausgerichteten, organisationsinternen Prozesses, der den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt in den Mittelpunkt stellt und drei zentrale Bereiche adressiert: Bewusstseinsbildung & Sensibilisierung - Prävention – Intervention. Die Rückmeldungen der Organisationen, die in den letzten Jahren ihr Kinderschutzkonzept gemeinsam mit der Kinderliga entwickelt haben, heben durchwegs den praktischen Nutzen im Sinne umfassend gestärkter Awareness und klarer Orientierung für das tägliche Tun hervor. Betreuungs-, Bildungs-, Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in einem gewaltfreien Umfeld zu ermöglichen ist das Ziel. Institutionelle Kinderschutzkonzepte, die gemeinsam mit allen Beteiligten entwickelt werden, sind das Mittel zu diesem Zweck.
„Der Weg zu einem gesamten Kinderschutzkonzept ist mühsam, braucht viel Arbeit. Aber allein der Weg dahin bedeutet eine Organisationsentwicklung, die Achtsamkeit generiert und das Team stärkt. Wesentlich war für uns vor allem, dass ALLE im Team daran beteiligt waren!“
Katharina Kruppa, Gründerin und inhaltliche Leitung von Grow Together.
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Vom EU-Pilotprojekt „Safe Places“ zum Gütesiegel für Kinderschutzkonzepte: eine Erfolgsgeschichte!
Gemeinsam mit dem Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren, dem Netzwerk Kinderrechte und ECPAT Austria ist es Expert:innen der Österreichischen Kinderliga im Rahmen des EU-Projekts „Safe Places“ und dem Nachfolgeprojekt „Safe Places – Kinderschutz JETZT UMSETZEN“ mit Kinderschutzrichtlinien-Workshops, der Trainer:innen-Schulung und der Plattform Kinderschutzkonzepte gelungen, das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten für jedwede Organisation und Institution, die unmittelbar Kontakt zu Kindern und Jugendlichen hat, deutlich zu erhöhen.
Inzwischen sind Kinderschutzkonzepte etwa in vielen elementarpädagogischen Einrichtungen und an allen Schulen verpflichtend. Organisationen können für die Erstellung von Kinderschutzkonzepten um Förderung beim Bundeskanzleramt einreichen. Auf der Seite des Bundeskanzleramts steht ein Leitfaden für die Erstellung von Kinderschutzkonzepten zur Verfügung. Seit Frühjahr 2025 können Organisationen ihr Kinderschutzkonzept durch die Qualitätssicherungsstelle für Kinderschutzkonzepte überprüfen und zertifizieren lassen.
„Es lohnt sich Worte zu finden, sich zu überlegen, wo Grenzen sind, wo sie überschritten werden, was der eigene Beitrag sein kann, etc.! Mit einer Kinderschutzrichtlinie hat man in diffusen, überfordernden Situationen zumindest eine Orientierungshilfe, an die man sich halten kann. Ein kleines Team zu bilden, sich regelmäßig zu treffen und sich Ziele zu setzen, hat sich für uns als sinnvoll erwiesen.“
Kinderschutzteam des Österreichischen Berufsverbands für Musiktherapie
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Zum Kinderschutzkonzept der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit
Ansprechperson/Kinderschutzbeauftragte:
Julia Häuserer-Bruch
haeuserer-bruch@kinderjugendgesundheit.at